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Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung

Humboldt-Universität zu Berlin | Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung | 7. Strukturwandel des Ehrenamts in der Geflüchtetenarbeit von Sportvereinen

Strukturwandel des Ehrenamts in der Geflüchtetenarbeit von Sportvereinen

Im Zentrum des Forschungsprojekts steht die folgende Fragestellung: Wie haben Sportvereine in Zeiten der sogenannten „Flüchtlingskrise“ in Deutschland 2015/2016 Zeit- und Wissensspenden mobilisiert, um die – vielfach über den eigentlichen Organisationszweck eines Sportvereins hinausgehenden – Aufgaben in der Geflüchtetenarbeit zu bewältigen. Die These lautet, dass Sportvereine vielfach experimentelle, unkonventionelle und kreative Suchbewegungen vollzogen haben, indem sie jenseits der etablierten Routinen und Verfahren der Gewinnung ehrenamtlichen und freiwilligen Engagements (langfristige Vereinssozialisation, hohe affektive Bindung an den Verein und dessen Mitglieder etc.) alternative und unkonventionelle „Rekrutierungsstrategien“ erprobt und implementiert haben. Beispielsweise könnten Gelegenheitsstrukturen für zeitlich befristete und projektorientierte Engagements entstanden sein, die „biografische Passungen“ im Sinne der individuellen Verzahnung von Motiv, Anlass und Gelegenheit ermöglichten und die ein freiwilliges und ehrenamtliches Engagement im Sportverein auch für Bevölkerungsgruppen attraktiv machten, die bislang unterrepräsentiert sind. So könnten entsprechende Gelegenheitsstrukturen gerade für Mädchen und Frauen interessant geworden sein, die – trotz kontinuierlich gestiegener Sportpartizipationsraten im Verein – nicht zuletzt aufgrund der etablierten Vereinsstrukturen und -kulturen vergleichsweise niedrige und in den letzten Jahren sogar rückläufige Engagementquoten im Sportvereinswesen aufweisen. Ähnliches könnte man im Hinblick auf die Gewinnung von Personen mit Migrationshintergrund vermuten.

Vor diesem Hintergrund werden in der vorliegenden Studie zwei sich wechselseitig ergänzende Fragen empirisch untersucht:

  • Auf der organisationsbezogenen Ebene wird erforscht, wie sportbezogene und ggf. auch außersportliche Angebote von Sportvereinen zugunsten von Geflüchteten erstellt worden sind?
  • Auf der personellen Ebene wird untersucht, wie Personen, die bisher nicht Mitglied im jeweiligen Verein waren, für die ehrenamtliche Mitarbeit in den entsprechenden Angebotsstrukturen der Sportvereine gewonnen wurden?
Methode

Um diese Fragen zu untersuchen, wurden empirische Fallstudien in Berlin durchgeführt:

  • Einerseits wurden Interviews mit relevanten Funktionsträger_innen  sechs ausgewählter Sportvereine geführt, die sich im Rahmen der Geflüchtetenarbeit besonders engagierten. Diese „Vereinsbefragung“ konzentrierte sich auf solche Sportvereine, die in den Jahren 2015 bzw. 2016 im Rahmen des so genannten „Teilhabeprogramms“ des Berliner Senats unter dem Titel „Sport für geflüchtete Menschen“ durch den Landessportbund Berlin (LSB Berlin) speziell für Projekte in der sportbezogenen Geflüchtetenarbeit gefördert wurden.
  • Andererseits wurden auf der Mikroebene biografische Erfahrungen von freiwillig engagierten Personen und insbesondere von Frauen in der sportbezogenen Geflüchtetenarbeit der Vereine rekonstruiert. Im Fokus dieser „Engagiertenbefragung“ standen freiwillig Engagierte, die sich in Sportvereinen in Projekten für Geflüchtete engagiert haben und im Vorfeld nicht den entsprechenden Sportvereinen angehörten. die also im Zuge der Geflüchtetenkrise für ein freiwilliges Engagement gewonnen werden konnten.